Mazedonien

Nordmazedonien ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er befindet sich im Nordwesten der historischen Region Makedonien.

Amtssprache:Mazedonisch
Hauptstadt:Skopje
Staats- und Regierungsform:Parlamentarische Republik
Fläche:25.713 km²
Einwohnerzahl:2.1 Millionen (2019)
Währung:Denar (MKD)
Unabhängigkeit:08. September  1991
Nationalfeiertag:8 August
Zeitzone:UTC+1 MEZ und UTC+2 MESZ
Kfz-Kennzeichen:NMK
Internet-TLD:.mk
Telefonvorwahl:+389

Република Северна Македонија – Republik Nordmazedonien

Allgemeine Information

Nordmazedonien ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er befindet sich im Nordwesten der historischen Region Makedonien.

Seit dem 27. März 2020 ist Nordmazedonien Mitglied der NATO sowie bereits seit 2005 ein Beitrittskandidat der Europäischen Union (EU).

Gemäß den Ergebnissen der nationalen Volkszählung vom September 2021 gibt es neben slawischen Mazedoniern, die 58,44 % der Gesamtbevölkerung stellen, eine große Minderheit an Albanern mit 24,3 %. Von den übrigen Einwohnern sind 3,86 % ethnische Türken, 2,53 % Roma, 1,3 % Serben, 0,87 % Bosniaken und 0,47 % Walachen. Durch diese Situation gab und gibt es immer wieder ethnisch motivierte Konflikte, vor allem zwischen Mazedoniern und Albanern. Nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen 2001 und dem danach unterschriebenen Friedensvertrag hat sich die Gesamtlage im Land deutlich verbessert.

Kultur

In Nordmazedonien gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen vielen Landesteilen. Vor allem ist das auf die verschiedenen Ethnien zurückzuführen, die jeweils ihre eigenen Kulturen „leben“ und selbstständige Kulturräume bilden. Zudem spielt die Religion eine Rolle, da das Land durch das orthodoxe Christentum und den Islam geprägt ist. Doch es gibt vielerorts eine Art „Symbiose“, wo die Kulturen sich zum Teil vermischt oder andere beeinflusst haben. Diese Gegenden befinden sich vor allem dort, wo die Bevölkerung ethnisch heterogen ist.

Aus diesem Grund kann man Nordmazedonien in folgende Kulturräume unterteilen: ethnisch-mazedonisch, albanisch, türkisch, Romani, serbisch, bosniakisch und walachisch. Im Folgenden wird jedoch größtenteils nur auf die ethnisch-mazedonische Kultur eingegangen, für die anderen siehe albanische, Roma-, serbische und rumänische (walachische)

Kultur.

Küche

Die zur Balkanküche gehörende mazedonische Küche basiert auf dem in den Hoch- und Flussebenen angebauten Getreide, vor allem Weizen und Mais, im Südosten des Landes auch auf Reis. Wie die Küchen anderer Länder der Balkanhalbinsel war die mazedonische Küche über Jahrhunderte orientalischen und mediterranen Einflüssen ausgesetzt.

Bei der Viehzucht spielen Rinder, Schafe und Schweine die wichtigste Rolle, außerdem gibt es Ziegen und Wild. Die bedeutendsten Fruchtsorten sind Apfel, Birne, Kirsche, Melone, Aprikose, Pfirsich, Feige, Wassermelone und Pflaume. Auch Esskastanien, Mandelbäume, Walnüsse, Haselnüsse und vor allem Trauben wachsen hier.

In den Gewässern im Südwesten Nordmazedoniens leben viele Fischarten, unter denen die Ohridforelle und der kleine Barbengründling zu den Spezialitäten der dortigen Küche zählen.

Durch die nicht immer besten vegetativen und klimatischen Voraussetzungen wachsen im Land vor allem hitzebeständige und nicht viel Wasser brauchende Gemüsesorten, beispielsweise Kartoffeln, Zwiebeln, Kraut, Karotten, Knoblauch, Spinat oder Erbsen. In vielen Hausgärten, aber auch in landwirtschaftlichen Betrieben werden auch andere Sorten kultiviert, die mehr Wasser und auch Sonnenschutz brauchen, hierzu zählen Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen.

Fleisch ist bei vielen Gerichten eine beliebte Beilage. Oft anzutreffen sind Gerichte mit Rind, Kalb, Lamm, Schwein und regional auch Fisch. Sonnenblumenöl und Butter (vor allem in hohen Lagen) dominieren als Speisefett, in den Regionen im Südwesten und Süden wird oft auch Olivenöl gebraucht. Zu den beliebtesten Gewürzen zählen Salz, Schwarzpfeffer, Zucker, Vegeta, Rosmarin, Petersilie und je nach Region auch Basilikum, Majoran und Koriander. Auch Kümmel, Dill und Chilipulver sind in Nordmazedonien anzutreffen.

Literatur

Bis 1944 wurden die slawischen Mundarten auf dem Gebiet des heutigen Nordmazedoniens als bulgarische Dialekte eingestuft. Das Erbe der von der europäischen Romantik beeinflussten Brüder Dimitar Miladinow (1810–1862) und Konstantin Miladinow (1830–1862), die sich um die Sammlung der oralen Überlieferung und Folklore in der Region Mazedonien im Dialekt ihrer Heimat Struga verdient gemacht haben, wird daher sowohl von der bulgarischen als auch von der mazedonischen Literatur in Anspruch genommen. Die slawophilen Brüder machten sich durch ihren Einsatz für die Ernennung slawischer Bischöfe sowohl die griechisch-orthodoxen Bischöfe als auch die osmanische Verwaltung zum Feind und starben in Istanbul im Gefängnis. Die Abende der Poesie in Struga am Geburtsort der Brüder Miladinow gehören weltweit zu den ältesten ihrer Art.

Prosa und Lyrik

Vlada Urošević

Erst seit 1945 wurde das Mazedonische auf Basis der westlichen Dialekte des Landes standardisiert und fixiert. International bekannt und in viele Sprachen übersetzt wurden nach 1990 Werke von Vlada Urošević (* 1934) (Meine Cousine Emilia, 1994, dt. 2013). Zahlreiche Jugendbücher verfasste Savo Kostadinovski (* 1950). Zu den jüngeren, nach 1990 aktiven Autoren gehören der in Rumänien geborene Erzähler Ermis Lafazanovski (* 1961), Lidija Dimkovska (* 1971) sowie Nikola Madzirov (* 1973) und die seit 1999 in Deutschland lebende Verica Tričković, die Lyrik und Erzählungen publiziert. Petre M. Andreevski (1934–2006) verfasste mit Pirej (1980; dt. „Quecke“, 2017) einen stilistisch zwischen Realismus, Symbolismus und Postmoderne angesiedelten Roman über das bäuerliche Mazedonien in den Kriegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Titel soll die Hartnäckigkeit und den Stoizismus des makedonischen Volkes symbolisieren, das einem Unkraut gleich immer wieder wachse.

Der Sonderband Nordmazedonien der Zeitschrift Literatur und Kritik enthält eine wenig aussagefähige Auswahl von Texten und Gedichten.[124] Eine Anzahl nordmakedonischer Autoren wie Kim Mehmeti (* 1955) schreiben auch in albanischer Sprache. Eine von Blagoja Risteski Platnar (1949–2004) 2001 herausgegebene Anthologie von Texten in mazedonischer und albanischer Sprache („Das Haus am Ende des Dorfes: Zeitgenössische Erzählungen aus Mazedonien“) bietet nur eine minimale Auswahl der Arbeiten von fünf Autoren.

Theater

Der bulgarisch-makedonische Dramatiker Wojdan Tschernodrinski gilt als derjenige, der den Grundstein des mazedonischen Theaters und der dramatischen Künste gelegt hat. Zu seinem bekanntesten Werk gehört das Theaterstück Makedonska Kărvava Svadba (dt.: „Blutige makedonische Hochzeit“) aus dem Jahr 1900, welches später im jugoslawischen Mazedonien verfilmt wurde. Allerdings wurde dabei im Text überall das Wort „bulgarisch“ durch „christlich“ oder „mazedonisch“ ersetzt.[125] Das erste Drama im mazedonischen Dialekt (Ilinden, 1923) verfasste der makedonisch-bulgarische Revolutionär Nikola Kirov-Majski (1880–1962) aus Kruševo im heutigen Nordmazedonien über den anti-osmanischen Ilinden-Aufstand von 1903. Auch Kirov-Majski verstand sich jedoch als Bulgare und lebte im bulgarischen Exil. Gane Todorovski (1929–2010) veröffentlichte seit 1951 Gedichtbände und literaturwissenschaftliche Schriften über die Literatur der bulgarischsprachigen Muslime Mazedoniens.

Das 1927 errichtete prächtige Theater in Skopje wurde beim Erbeben 1963 zerstört und konnte erst 2013 wiedereröffnet werden. Ein wichtiger Theater- und Drehbuchautor ist Dejan Dukovski, der auch durch Aufführungen seiner Stücke in Deutschland bekannt wurde.

Das Roma-Theater Pralipe wurde von Rahim Burhan (* 1949) in den 1970er Jahren in einer Zeit des Aufbruchs der Roma-Bewegung in der Roma-Siedlung Shutka in Skopje gegründet und wurde rasch bekannt. In den 1990er Jahren ging es wegen rassistischer und politischer Anfeindungen nach Deutschland, 2004 wurde es insolvent.

Medien

Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Nordmazedoniens, Makedonska Radio-Televizija (kurz MRT), betreibt neben zwei Fernsehsendern (MRT1 als Hauptsender und MRT2 für die ethnischen Minderheiten der Albaner, Türken, Serben, Roma, Aromunen und Bosniaken) auch einige Radiostationen. Radio Skopje (gegründet 1944) ist der wichtigste unter ihnen. Radio 2 überträgt Volksmusik und andere Unterhaltungssendungen. Radio 3 wird von den ethnischen Minderheiten genutzt.

Die Mazedonische Informationsagentur ist die öffentliche Nachrichtenagentur des Landes.

Von Bedeutung sind weiter die privaten Fernsehsender Alfa TV, Sitel, Kanal 5, Telma, Naša TV und Alsat-M. Landesweit übertragende private Radiostationen sind Buba Mara, Kanal 77, Antenna 5 und Kanal 4.

Mazedonischsprachige Tageszeitungen sind Dnevnik, Nova Makedonija (gegründet 1944), Utrinski Vesnik, Vreme und Večer (staatlich). Wichtige albanischsprachige Tageszeitungen sind Fakti, Koha und Lajm. Weitere Zeitungen sind unter Liste mazedonischer Zeitungen aufgelistet.

Im Jahr 2020 nutzten 81 Prozent der Einwohner Nordmazedoniens das Internet.

Film

Internationale Bekanntheit erlangten die Filme Vor dem Regen (1994) von Milčo Mančevski, Der Tag, als Stalins Hose verschwand (2004) von Ivo Trajkov. Land des Honigs (2019) von Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov sowie Gott existiert, ihr Name ist Petrunya (2019) von Teona Strugar Mitevska.