Serbien

Serbien ist ein Binnenstaat in Südost- und Mitteleuropa. Serbien liegt im Zentrum der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Ungarn, im Osten an Rumänien und Bulgarien, im Süden an Nordmazedonien und Albanien bzw.

Amtssprache:Serbisch
Hauptstadt:Belgrad
Staats- und Regierungsform:Parlamentarische Republik
Fläche:77.474 km2
Einwohnerzahl:6,9 Millionen (2020)
Währung:Dinar (RSD)
Unabhängigkeit:13 Juli 1878
Nationalfeiertag:15. Februar
Zeitzone:UTC+1 MEZ und UTC+2 MESZ
Kfz-Kennzeichen:SRB
Internet-TLD:.rs
Telefonvorwahl:+381

Република Србија – Republik Serbien

Allgemeine Information

Serbien ist ein Binnenstaat in Südost- und Mitteleuropa. Serbien liegt im Zentrum der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Ungarn, im Osten an Rumänien und Bulgarien, im Süden an Nordmazedonien und Albanien bzw. Kosovo, im Südwesten an Montenegro und im Westen an Bosnien und Herzegowina und Kroatien.

 

Nach Einwohnern liegt Serbien mit gut 6,9 Millionen auf Rang 22 der Länder Europas. Hauptstadt und Metropole des Landes ist Belgrad, weitere Großstädte sind Novi Sad, Niš, Kragujevac und Subotica. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind Serben, daneben gibt es größere Gruppen von Ungarn, Roma und Bosniaken.

 

Serbiens jüngere Geschichte ist geprägt durch seine Rolle als größter Teilstaat Jugoslawiens. Es ist seit dem endgültigen Zerfall Jugoslawiens 2006 auch „alleiniger Rechtsnachfolger“ der im Jahr 1992 gegründeten Bundesrepublik Jugoslawien (2003-2005 Staatenunion Serbien und Montenegro).

 

Serbien ist Mitglied der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (SMWK) und des Mitteleuropäischen Freihandelsabkommens (CEFTA) und unterhält weitere Freihandelsabkommen. Die Wirtschaftsleistung des Landes ging infolge der Jugoslawienkriege stark zurück; in den Jahren von 2003 bis 2008 erholte sie sich wieder etwas.[9] Nachdem kurzfristig wichtige Erfolge im Rahmen des EU-Beitrittsprozess erreicht worden waren (so u. a. das Inkrafttreten eines Interimsabkommen für Handelserleichterungen mit der EU und die Abschaffung der Visumpflicht für serbische Staatsbürger[10]), reichte Serbien am 22. Dezember 2009 seine Kandidatur für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein und erhielt am 1. März 2012 den Status eines Beitrittskandidaten.

Kultur

Bereits in der Frühzeit war das Gebiet des heutigen Serbien besiedelt. Hierbei spielte insbesondere die Vinča-Kultur, die eines der ältesten bekannten Schriftsysteme hervorbrachte, eine wichtige Rolle. Am archäologischen Fundort Lepenski Vir an der Donau wird die bislang älteste bekannte sesshafte Population von Ackerbauern und Viehzüchtern in Europa vermutet.

 

In der Vergangenheit war Serbien häufig Grenzland wichtiger Imperien. So verlief einst die Grenze zwischen Westrom und Ostrom an der Drina entlang durch serbische Gebiete. An Save, Donau und entlang der Via militaris lagen mehrere bedeutende römische Legionslager (Singidunum), Großstädte (Sirmium, Viminatium) und Kaiserresidenzen (Sirmium, Naissus, Mediana, Felix Romuliana) der Spätantike. In byzantinischer Zeit gründete Justinian I. hier eine Bischofsstadt (Justiniana Prima), die letzte bedeutende antike Stadtgründung und zugleich erste rein christliche urbane Stiftung der Balkanhalbinsel. An der Donau verlief seit der zweiten Wiener Türkenbelagerung ebenfalls die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. Dies hat seine Spuren hinterlassen. Der Norden Serbiens ist mitteleuropäischer als der Süden des Landes geprägt.

 

Den größten Einfluss auf die serbische Kultur hatte das Byzantinische Reich über die Vermittlung des Christentums, die Einführung des byzantinischen Ritus und der kyrillischen Schrift sowie über die Prägung von Hofzeremoniell, Literatur, Malerei und Architektur. Daher bekennen sich die Serben bis heute zum größten Teil zur orthodoxen Kirche. Einen besonderen Stellenwert in der serbischen Kultur haben auch die vielen Klöster, von denen ein großer Teil bereits als Stiftungen der Herrscherdynastien im Mittelalter erbaut wurde. In den von den Königen in entlegenen Tälern jeweils eigens errichteten Grabklöstern, in denen ihre Memorialkulte kontinuierlich – auch über die Türkenzeit hinweg – gepflegt wurden, bewahrten sich zudem die mittelalterlichen Chroniken (letopisi), sowie insbesondere die für die Staatsideologie der serbischen Herrscher und des serbischen Mönchstums eigens geschaffene serbische Sonderform der Heiligengeschichten und Lebensbeschreibungen (žitije) der Könige in den Klosterbibliotheken, die das historische Wissen und Weltbild des serbischen Mittelalters bewahrt haben und damit auch dessen Hauptquellen sind.

Dabei sind die Klosterkirchen oftmals aus einer Synthese sowohl romanischer als auch byzantinischer Architekturstile errichtet worden und wie in den großen Klostergründungen (Studenica, Hilandar, Erzengelkloster, Ravanica, Resava) auch Abbilder einer ideellen spirituellen Stadtarchitektur, die als irdisches Jerusalem gedacht wurden und als Wehrklöster auch über große Turmreiche Mauern verfügten. Berühmt sind die zahlreichen Fresken serbischer Klöster, von denen beispielsweise der antikisierende „Weiße Engel“ im Kloster Mileševa sowie die großformatigen, mit ausgesprochen nuancierter Farbgebung ausgeführten Fresken in Sopoćani zu den bedeutendsten Malereien des Hochmittelalters gehören. Ein halbes Jahrhundert vor ähnlich bedeutenden Werken im italienischen Trecento entstanden, weisen sie durch ihren humanistischen Geist und Realismus weit in die Renaissance vorweg (Palaiologische Renaissance). Der byzantinischen Kunst kommt damit insgesamt auch die zentrale Position im originären Kunstschaffen Serbiens zu. Serbien selbst hatte sich allgemein auch zu einem der großen Zentren byzantinischer Kunst entwickelt. In vielfachen Bezügen hat sich diese Tradition hier bis in die Moderne erhalten, was besonders prominent für die Errichtung sakraler Bauwerke wie beispielhaft im Tempel des Heiligen Sava gilt.

Die osmanische Eroberung Serbiens zwischen 1371 und 1459 bildete die zentrale Zäsur im Kulturschaffen des Landes. Das Zentrum der serbischen Kultur verlagerte sich sukzessive in den Süden des Königreichs Ungarn nach Syrmien an die Hänge der Fruška Gora. Als Nachblüte der großen mittelalterlichen serbischen Architektur entstanden die Klöster der Fruška Gora seit dem 15. Jahrhundert und waren neben dem Athos-Kloster Hilandar wichtigste Bewahrer serbischer Tradition und Kultur. In den altserbischen Ländern dominierte dagegen über die folgenden Jahrhunderte durch die veränderten politischen, kulturellen und ethnischen Verhältnisse das Kunstschaffen der islamischen Welt. Die islamische Kunst, die sich auf dem Gebiet Serbiens verbreitete, war insbesondere durch die klassische osmanische Kultur und Kunst vertreten. Moscheen, Hamams, Türben, Konaks und insbesondere osmanische Bogenbrücken sind beredtes Zeugnis des jahrhundertelangen Erbes osmanischer Kultur. Das reiche osmanische Handwerk hatte sich insbesondere im Stil der Innendekoration, Gartengestaltung, Kleidung und allgemein der Angewandten Kunst niedergeschlagen. Piroter Kelime standen im 19. Jahrhundert in besonderer Blüte und genossen sogar in den Zentren des Osmanischen Reiches einen exzeptionellen Status.

Mit den serbischen Epischen Gesängen bildete sich seit dem 15. Jahrhundert eine eigenständige serbische Volksdichtung, die, oral tradiert und durch die Gusle begleitet, Erinnerung an die Amselfeldschlacht sowie die Haiduken wachhielt.

Die Serbischen Aufstände zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachten Serbien schrittweise seine Eigenständigkeit zurück. Damit fasste die europäische Moderne sukzessive über Wien (Dositej Obradović, Vuk Karadžić) in Serbien Fuß.

Literatur

Religiöse Literatur

Die Anfänge der serbischen Literatur hängen aufs Engste mit der byzantinischen theologischen Literatur und der byzantinischen Zivilisation zusammen. Dabei bildete die Neuplatonische Schule die bestimmende Dominante für das philosophische Grundgerüst der christlichen Orthodoxie. Die Bildung wurde durch die Vermittlung religiöser Inhalte geprägt, in der Heiligenlegenden, Geschichte, Mythologie sowie Grammatik und Philosophie Bestandteile stellten. Klöster fungierten als Zentren des Literaturschaffens, insbesondere Visoki Dečani, Manasija sowie Hilandar. Aus der unter den serbischen Klöstern führenden Stellung Hilandars diente dieses auch als Zentrum der monastischen Ausbildung des serbischen Klerus und war gleichzeitig die Ausbildungsstätte aller großen serbischen mittelalterlichen Literaten, unter anderen Domentijan, Teodosije Hilandarac und Danilo II.

Ältestes in kyrillischer Schrift und auf kirchenslawisch verfasstes Buch ist die nationale Reliquie Serbiens, das Miroslav-Evangelium von 1180. Es wurde 2005 in die UNESCO-Liste des Gedächtnisses der Menschheit aufgenommen. Die serbisch-orthodoxen Evangelien des Spätmittelalters wurden wie im serbischen Psalter und Radoslav-Evangelium insbesondere zur Zeit der Morava-Schule mit humanistischen Miniaturen ausgeschmückt.

„So zog er denn aus seinem Vaterlande in diese heiligen Gefilde, genannt heiliger Berg, und fand hier ein ehemaliges Kloster, genannt Mileje, (geweiht) der Darstellung der heiligen und ruhmreichen Muttergottes, ganz und gar von gottlosen Kriegern zerstört.“

Die serbische Lyrik trat erstmals durch Jefimija in Erscheinung. Als Literat betätigte sich selbst der Despot Stefan Lazarević, eine der eminenten Erscheinungen unter den slawischen Orthodoxen im 15. Jahrhundert, von dem u. a. der Text der Marmorsäule auf dem Amselfeld stammte.

Musik

Die ältesten bekannten Aufzeichnung über die Verwendung von Musikinstrumenten unter den Slawen der Balkanhalbinsel datieren aus einer byzantinischen Chronik aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Die Nutzung der Gusle wurde später im 10. Jahrhundert von arabischen Reisenden vermerkt.[266] Bis ins 12. Jahrhundert wurden selbst in Ungarn professionelle Musikanten mit dem slawischen Ausdruck ‚igici‘ benannt. Damit ist, bevor überhaupt Gesänge bei den Slawen und Serben aufgezeichnet worden wurden, deren Beschäftigung mit Musik schon über mehrere Jahrhunderte belegt.

Von Domentijan wurden im 13. Jahrhundert erstmals auch epische Gesänge zum Leben des Heiligen Sava beschrieben. In der Regierungszeit Stefan Uroš III. Milutins berichtete Teodosije über epische Gesänge klassischer antiker Stoffe. Dazu schrieb er über die instrumentale Nutzung von Trommeln und Guslen am Hofe. Die epischen Volksgesänge entfalteten sich auch in den nachfolgenden Jahrhunderten und integrierten in ihrem Kern die Erzählungen zur Kosovoschlacht zu einem zusammenhängenden Volksepos.